Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Marketingmitteilung.

Wirtschaftsausblick Europa, Österreich & CE/SEE (Präsentation)

Die Wachstumsschwäche in Teilen Westeuropas (v.a. Deutschland, Österreich) und im Vorjahr auch in Zentraleuropa scheint langsam überwunden. Mittelfristig schneiden Zentral- und Südosteuropa (CE/SEE) deutlich besser ab als der Euroraum und Deutschland plus Österreich. Das Wirtschaftswachstum wird u.a. durch einen soliden Investitionszyklus gestützt. Zinssenkungen und Reallohnzuwächse helfen ebenso in CE/SEE. Am Standort Österreich könnte sich die Wachstumsschwäche länger hinziehen. Die hohe Inflation "frisst" das Wachstum, die internationale (preisliche) Wettbewerbsfähigkeit erodiert schleichend aber sicher.

Wachstumsschwäche Deutschland & Österreich - ohne Folgen für CE/SEE?

Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland verläuft weiterhin schleppend. Nach einem moderaten BIP-Rückgang 2023 (-0,2 %), wird heuer ein Nullwachstum erwartet (Konsensprognose 0,1 %). Österreich schneidet in der Zweijahressicht beim Wirtschaftswachstum noch schwächer ab als der "kranke Mann Europas" (BIP 2023: -0,8 %, 2024f: 0,2 %). Die Wachstumsschwäche in Österreich ist kaum dem Handelspartner Deutschland zuzuschreiben. Denn ebenfalls mit Deutschland stark verflochtene Länder in Zentraleuropa (CE) weisen 2023 zumindest geringere BIP-Rückgänge bzw. 2024 voraussichtlich deutlicher höhere Wachstumsraten der Wirtschaftsleistung aus. In Österreich bremst vor allem eine (Kern-)Inflationsrate deutlich über dem Eurozonenschnitt das Wachstum ein ("Inflation frisst Wachstum"). Hohe Lohnsteigerungen der letzten 2 Jahre lasten auf der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.

In Deutschland und Österreich entwickeln sich die gesamtwirtschaftlichen Investition schwach, in Deutschland ist seit Jahren sogar eine eklatante und teils selbst verschuldete Investitionsschwäche erkennbar. In Zentral- und Südosteuropa tragen u.a. auch EU-Gelder und deren Multiplikatoreffekte zu soliden, wenn auch nicht überbordenden, Zuwachsraten bei den gesamtwirtschaftlichen Investitionen bei (Bruttoanalageinvestitionen). Damit ist ein ähnliches Bild wie im Euroraum erkennbar, wo auch EU-Länder mit höheren Länderallokationen (Spanien, Italien) teils besser abschneiden als etwa Deutschland (geringe EU-Allokationen, strukturell angelegte niedrige Investitionsneigung, aktuelle Einflüsse der wirtschaftspolitischen Unsicherheit). Insofern kann sich die Region CE/SEE derzeit in gewisser Weise von der enttäuschenden wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland abkoppeln. Zudem profitiert die Region davon, dass eher der Produktionsstandort Deutschland derzeit ein veritables Attraktivitätsproblem hat, es aber der deutschen Industrie besser geht als die heimischen Wirtschaftsdaten es nahelegen.

Derzeit steht Deutschland als der (vermeintlich) wirtschaftliche "kranke Mann" Europas in der Auslage. Wir würden hierzulande vor so einer verengten Sachlage warnen. Hierzulande zeichnet sich eine deutliche Verschlechterung der internationalen (preislichen) Wettbewerbsfähigkeit ab, der Arbeitsmarkt ist leergefegt und wir haben uns fast zum Europameister in der Teilzeitarbeit gemausert. Die heimische Industrie macht sich Sorgen wie noch nie seit dem Jahr 2000 um ihre Wettbewerbsfähigkeit (innerhalb der EU), noch verbuchte Exporterfolge wurden "nur" zu Lasten der Marge erzielt (d.h. Preisanstiege wurden offenbar nicht voll weitergegeben).

Deutschland: Investitionen & Industrieproduktion
Quelle: Eurostat, FocusEconomics (Juni Prognosen), RBI/Raiffeisen Research
CE/SEE: Investitionen & Industrieproduktion
Quelle: Eurostat, RBI/Raiffeisen Research

"Wachstumskaiser" Südosteuropa

Etwas neidisch oder verwundert blickt man gerade aus Europa auf die andere Seite des Atlantiks. Hier wächst die US-Wirtschaft – trotz deutlicher geldpolitischer Straffung – deutlich dynamischer als der Euroraum (BIP-Zuwachsraten von 2%+ in 2023/2024 in den USA). Etwas aus dem Blickfeld gerät hier, dass die Regionen CE und SEE seit 2020 gerechnet die Wachstumsdynamik in den USA sogar noch deutlich übertroffen haben. Unternehmen aus Österreich profitieren von dieser Entwicklung durch solide Exporte in die Region oder eine solide Umsatzdynamik vor Ort.

Die Region Südosteuropa ist hier (reales BIP Wachstum seit 2020) sogar "Europameister" vor CE. In Summe gibt es gute Gründe für die soliden Wachstumsperspektiven in CE/SEE. Die Region profitiert von beträchtlichen Allokationen an EU-Geldern. Zudem können in vielen Ländern die Zinsen angesichts erkennbarer Erfolge der Inflationsbekämpfung schon wieder gesenkt werden, die Inflationsraten sinken merkbarer – von höheren Niveaus – als in Westeuropa. Dies stützt den privaten Konsum. Zudem sind hier Reallohnzuwächse erkennbar. Allerdings engt sich der Spielraum lokaler Notenbanken durch eine zögerliche US-Notenbank sowie die Aussicht auf eher schleppende Leitzinssenkungen der EZB und Fed ein. Weiteres erhöhen anstehende Wahlen und eventuell auch erforderliche fiskalische Konsolidierungsschritte die wirtschaftspolitische Unsicherheit (Slowakei, Polen, Rumänien)

Unsere makroökonomischen Prognosen finden Sie in den Tabellen anbei sowie mehr Inhalte in der Präsentation anbei (gehalten in Kooperation mit der WKO in Wien am traditionellen WKO-RBI Dinner - Export and Trade Finance Dialogue).

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Wachstums- und Inflationsprognosen 2024-2026

Quelle: LSEG, FocusEconomics (*Deutschland), RBI/Raiffeisen Research
Quelle: LSEG, FocusEconomics (*Deutschland), RBI/Raiffeisen Research

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Gunter DEUBER

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Gunter Deuber leitet seit 1. Jänner 2021 den Bereich Volkswirtschaft und Finanzanalyse (Raiffeisen Research) in der Raiffeisen Bank International (RBI). Seit 2011 ist Gunter Deuber in leitender Position im Volkswirtschafts- und CEE-Research der RBI tätig und hat die Zusammenarbeit mit seinen Research-Kollegen in den Tochterbanken der RBI in CEE kontinuierlich ausgebaut. Seit Anfang der 2000er Jahre analysiert er Volkswirtschaften, Bankensektoren und Marktthemen mit Fokus auf CEE- und EU/Euro-Themen für die RBI in Wien, aber auch im internationalen (Investment-)Banking-Kontext in Frankfurt. Er präsentiert die Sicht von Raiffeisen Research und seines Analyseteams regelmäßig auf Investoren- und Kundenveranstaltungen. Er ist ein gefragter Redner auf zentralen Veranstaltungen der Finanz- und Bankenbranche und Gastlektor an mehreren Universitäten/Lehranstalten. Im Jahr 2019 wurde er für das IVLP (International Visitor Leadership Program) des US-Außenministeriums nominiert. Gunter hat mehrere Sammelbände zu Euro-/EU-Krisenthemen veröffentlicht und diverse Artikel in Fachzeitschriften und Branchenmagazinen publiziert. Außerhalb des Büros genießt Gunter das Reisen mit seiner Familie und das Langstreckenlaufen.

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Amadea HIESS

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Amadea startete ihre Karriere bei Raiffeisen RESEARCH 2018 als Studentin bei Market Strategy and Quant Research. Nachdem sie ein Jahr als Business Analyst bei der Rail Cargo Group gearbeitet hat, kehrte sie Vollzeit ins Team Economics, Rates and FX zurück. Durch ihren technischen und volkswirtschaftlichen akademischen Hintergrund hat sie einen starken Fokus auf quantitative Volkswirtschaft und ökonomische Modellierung. Hierbei liegt ihr Hauptinteressensgebiet bei makroökonomischen Analysen und Geldpolitik. Darüber hinaus beschäftigt sie sich gerne mit der Schnittmenge aus Ökonomie und Philosophie.